Limoncello - kein Problem mit Alkohol-Geschenken
„Fatta a casa! Con cuore!“ - „Hausgemacht, mit Herz“, sagte der Wirt, stellte zwei Gläschen vor uns ab und schenkte grosszügig Limoncello ein. Sommerferien im Tessin, ein kleines Ristorante hinten in einem Tal, der Abend nach einem heissen Tag und meine erste Woche ohne Alkohol.
Der schwierige Moment zeichnete sich schon ab, als die Gäste am Nebentisch die Rechnung bestellten und den Limoncello vorgesetzt bekamen. Gut, das Paar hatte zum Essen Rotwein getrunken. Wir nichts, ausser dem Aperol Spritz meiner Frau zum Aperitif. Ich hatte nur alkoholfreies Bier getrunken. Klares Signal. Könnte man meinen.
Ich schaffte es nicht, dem Wirt ins Gesicht zu sagen, dass ich keinen Alkohol will. Kein Mut. Mein alkoholfreies Selbstbewusstsein war noch nicht entwickelt. Also bedankte ich mich freudig und als der Wirt mal zu blickte, tat ich so, als würde ich trinken. Als er wieder drinnen war, tauschte ich Gläser mit meiner Frau.
Wie soll man mit Alkohol umgehen, der einem offeriert wird? Ein Geschenk auszuschlagen ist nie einfach. Vor allem, wenn es mit viel Liebe und Stolz überreicht wird, wie im Falle dieses Wirts. Heute würde ich mich in meiner alkoholfreien Haut wohl genug fühlen, um das Glas auszuschlagen. Das musste ich in den letzten Monaten auch verschiedentlich tun.
Es ist sehr hilfreich, auf solche Situationen vorbereitet zu sein. Zum Beispiel mit ein paar Standardsätzen:
- „Ich trinke heute nicht.“ Sehr einfach, sehr klar und bedarf keiner weiteren Erklärung.
- „Für mich nicht, ich fahre.“ Das mag sogar die Wahrheit sein. Es liegt auf der Hand, dass fährt, wer nicht trinkt. Diese Antwort schützt aber nicht vor den Renitenten. „Einer ist keiner“, „dafür gibts ja die 0,5“, „So ein Schlückchen macht doch nichts“, - alles schon erlebt.
- „Ich mag/trinke keinen harten Alkohol/Liquoer/ xy.“ Geht auch, unter Umständen wird dir dann etwas anderes angeboten.
Mein Favorit mittlerweile ist allerdings ein freundliches aber sehr bestimmtes „Danke, für mich nicht.“ Keine Gründe, keine Erklärungen, keine Rechtfertigung. Ich bin verdammt nochmal niemandem Rechenschaft darüber schuldig, wieso ich keinen Alkohol trinke.
„Ich habe eine Flasche Wein mitgebracht“
Eine Flasche Wein ist wohl das einfachste und gängigste Gastgeschenk. Ich habe mich auf jeden Fall immer darüber gefreut. Sogar dann, als mir jemand eine Flasche mitbrachte, die ich ihm ein halbes Jahr vorher geschenkt hatte.
Je mehr Menschen im Umfeld wissen, dass du nicht mehr trinkst, je seltener kommst du überhaupt in diese Situation. Wie reagieren? Es gibt zwei Möglichkeiten: Dankend annehmen oder dankend ablehnen. Ersteres ist sinnvoll, wenn die Versuchung nicht zu gross ist und du mit einer Flasche Wein zuhause umgehen kannst. Verwende ihn zum Kochen. Schenk ihn an Gäste aus. Oder bring die Flasche als Gastgeschenk mit, wenn du irgendwo eingeladen bist.
Wenn die Versuchung aber zu gross ist, dann kann es sehr mühsam und gefährlich sein, eine Flasche zuhause zu haben. Dann sei ehrlich und lehne das Geschenk ab. Deinem Gast wird es erst vielleicht etwas peinlich sein, aber come on, er hat gerade eine Flasche Wein gewonnen.